Die Fallstricke beim Haus- und Wohnungsverkauf

21März

Die Fallstricke beim Haus- und Wohnungsverkauf

Ein ungewöhnliches Ende fand der Notartermin von Andreas S., der hier anonym bleiben will. Wir lernten Herrn S. in der „Rhabarber Bar am Bäkerhof“, der kleinen Schwester des „Burghofs“, kennen. Wir saßen am Nebentisch, als er mit seiner Frau mit Rhabarberschnaps anstieß: „Auf den misslungensten Wohnungsverkauf in der Geschichte!“ Was war passiert?

Der Verkauf Ihrer Wohnung oder Ihres Hauses ist eigentlich so einfach. Sie haben die Immobilie, der Käufer das Geld, den Rest macht der Notar. Ganz einfach. Oder nicht?

Fangen wir hinten an. Nicht selten hört man, wenn man auf eine Immoanzeige antwortet: „Das Haus ist schon weg, wir haben schon einen Käufer!“ Leider falsch. „Ein Kunde ist (…) eine Person, das als Nachfrager ein Geschäft mit einer Gegenpartei abschließt.“ So definiert es Wikipedia. Wir sagen einfacher: Ein Käufer ist, der beim Notar war und bezahlt hat. Vorher haben Sie bestenfalls jemanden, der Interesse zeigt. Wie stellen Sie als Privatmann sicher, dass er zahlen kann? Zeigt er Ihnen die Kaufsumme vorher in Bar oder als Guthaben auf dem Kontoauszug? Das passiert auch bei uns nur alle Jubeljahre und ist – schon wegen des Geldwäschegesetzes – auch Vorsicht angesagt.

Elf Interessenten besichtigten die Wohnung von Herrn S.: „Aber viele hatten nur zu mäkeln. Das macht keinen Spaß!“. Zeiträuber, die nicht kaufen wollen, sondern nur schauen. Handeln als Hobby. Oder es kommen Besichtigungstouristen in der Findungsphase, die eine Finanzierung nur als Null-Prozent-Kredit aus dem Fernsehen kennen. Den Finanzierungsberater einer Bank haben sie noch nie gesprochen. Die treffen wir als Makler auch, aber die gilt es vorher zu disqualifizieren, so harte es auch klingt. Unser Motto: Wir suchen einen Käufer, keinen Interessenten, das ist unser Job! Für alle anderen machen wir manchmal ein Open House.

Der junge Interessent war Herrn S. und seiner Frau sehr sympathisch. „Er erinnerte mich an mich selbst in jungen Jahren“, erzählt Herr S. beim dritten Rhabarberschnaps. 23 Jahre, sehr zielstrebig, wollte der junge Mann die Wohnung für die geforderten 279.000 Euro in Krefeld definitiv haben. Eine Altersvorsorge und während der glückliche Eigentümer den anderen Interessenten einen Korb gab, marschierte der junge Mann zur Bank. Alles sah gut aus ...

Es geht um die Qualifikation eines Interessenten. In welcher Phase ist er? Welche finanziellen Möglichkeiten hat er? Wer ist seine Bank? Denn die bestimmen heute (meist) über Erfolg und Misserfolg den Erfolg einer Transaktion. Die Bank schätzt den Wert Ihrer Immobilie selbst ein, und wenn Ihr Preis überzogen ist, platzt die Finanzierung. Also gehört auch die Preis-Qualifikation zu unserer Arbeit. Für den Privatverkäufer unabdingbar, den Preis richtig einzuschätzen. 

Doch die Bank gab dem jungen Mann grünes Licht, den Notar fand man im Internet. Der Notar, das ist eine feine deutsche Gesetzgebung, ist für beide Seiten tätig, anders als der Anwalt, der nur eine Partei vertritt. Es gibt gute Notare und sehr gute. Die den Kaufvertrag schnell und sauber gestalten und auch gut erklären, die empfehlen wir gerne. Als Verkäufer haften Sie für Ihre „Ware“, das ist genau gesetzlich festgelegt. Zwar heißt es „gekauft, wie gesehen“, aber beim Thema Wasserschaden, Altlasten, Wegerechte … lauern weitere Fallstricke, auf die Sie schon im Vorfeld bei der Exposéerstellung (= Anzeigenwerbung) achten müssen. 

Der Tag des Notars kam. Herr S. band seinen Schlips, die Frau Gemahlin kam im Kostüm, der junge Käufer in Jeans und mit Schweißperlen. Drei Stunden dauerte der Termin. Herr S.: „Immer mehr Fragen hatte er. Was passiert wenn; was ist dann; was wäre, wenn nicht; könnte der Kaufpreis nicht um 20.000 Euro gesenkt werden wegen anstehender Renovierungen? Am Ende fragte ich ihn: Fühlen Sie sich wirklich gewappnet für diese Entscheidung?“

Das tat er dann nicht, und Herr und Frau S. gingen ohne Kaufvertrag nach Haus und lernten wir sie kennen. Wir sagen nicht: Sie können nicht ohne Profi an Ihrer Seite verkaufen. Aber vielleicht entspannter, sicherer und zum besseren Preis.